2015
Annika hat Anfang Dezember Geburtstag und schon seit ein paar Jahren feiern wir ihren Geburtstag gemeinsam mit der Familie bei einem gemütlichen Abendessen. Annikas Großeltern, die weiter weg wohnen, kommen nicht zu diesen abendlichen Termin, weil sich der Großvater altersbedingt Fahrten in der Dunkelheit nicht mehr zumuten möchte.So war es auch dieses Jahr. Annika hat diesen gemütlichen Geburtstagsabend genossen
und sich sichtlich über den Besuch und die Geschenke zum Auspacken gefreut.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück saßen Annika und ich auf dem Sofa und unterhielten uns über den gestrigen Abend. Da nahm Annika ihr Kommunikationsbuch und tippte sehr schnell mit dem Finger auf die Symbole "ich", "traurig" und auf die Fotos von "Oma" und "Opa". Ich war sehr überrascht. Sie hatte noch nie eine Dreiwortäußerung gemacht und über ihre Gefühle gesprochen! Mein erster Impuls war, sie zu bitten, nochmals auf die Symbole zu tippen. Aber das würde sie nicht machen. Also fragte ich sie direkt: "Du bist traurig, dass Oma und Opa gestern nicht da waren?" und sie sagte: "Ja". Da war ich dann fassungslos. Es schossen mir direkt Tränen in die Augen und gleichzeitig freute ich mich natürlich über diese unerwartete Aussage. Ein Wechselbad der Gefühle!
Ich wäre nie darauf gekommen, dass Annika die Großeltern bei ihrer Geburtstagsfeier vermisst hat, denn es war ein schöner, lustiger und harmonischer Abend gewesen.
Aber genau das ist es, was ich mir erhofft und gewünscht habe, dass Annika mich an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben lässt.